WhizzBang fordert die EU auf, die Massenspeicherung von Daten abzulehnen: Privatsphäre und Rechtsstaatlichkeit stehen auf dem Spiel
Brüssel / Aachen / Frankfurt (Oder) - WhizzBang, eine paneuropäische zivilgesellschaftliche Organisation, die sich für die Rechte von Auswanderern einsetzt, bringt heute ihre Unterstützung für die gemeinsame zivilgesellschaftliche Antwort zum Ausdruck, die von European Digital Rights (EDRi) und verbündeten Organisationen auf die Aufforderung der Europäischen Kommission zur Vorlage von Beweismaterial zur Vorratsdatenspeicherung eingereicht wurde. Wir stehen an der Seite von EDRi, Chaos Computer Clubdie Electronic Frontier Foundationund Die Quadratur des Netzes Wir fordern ein Ende der allgemeinen, willkürlichen Anforderungen, die Diensteanbieter zwingen, Verkehrs- und Standortdaten zu speichern. Wir fordern die EU-Institutionen und die Mitgliedstaaten auf, ihre Gesetze in vollem Umfang mit den Urteilen des Gerichtshofs der Europäischen Union (EuGH) und mit den Grundrechtsverpflichtungen in Einklang zu bringen.
Dieses Thema ist besonders dringlich für im Ausland lebende Personen, die aufgrund ihres grenzüberschreitenden Lebensstils häufig mehrfachen Verstößen durch verschiedene staatliche Stellen ausgesetzt sind. Solche Praktiken stellen eine große Gefahr für die Grundfreiheiten aller EU-Bürger dar.
Hauptanliegen:
- Risiken der Massenüberwachung
Die Anbieter elektronischer Kommunikationsdienste zu zwingen, große Mengen an Nutzerdaten zu speichern - über das hinaus, was für die Rechnungsstellung oder die Bereitstellung grundlegender Dienste benötigt wird - kommt einer Massenüberwachung gleich. Eine solche Vorratsdatenspeicherung bedroht nicht nur die Privatsphäre und den Datenschutz, sondern untergräbt auch andere wesentliche Rechte: Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, ein faires Verfahren und mehr. 
- Krise der Rechtsstaatlichkeit in den EU-Mitgliedstaaten
Trotz mehrerer Urteile des EuGH (z. B. seit 2014), in denen eine allgemeine, pauschale Vorratsdatenspeicherung für unvereinbar mit dem EU-Recht erklärt wurde, haben viele Mitgliedstaaten nationale Gesetze, die nach wie vor eine zu weitgehende Vorratsdatenspeicherung vorschreiben, nicht aufgehoben oder ausreichend reformiert. WhizzBang schließt sich der Meinung von EDRi an und beschreibt diese rechtliche Schieflage als ernstes und anhaltendes Problem der Rechtsstaatlichkeit. 
- Fehlender Nachweis der Erforderlichkeit
Bis heute gibt es keine stichhaltigen Beweise dafür, dass eine allgemeine und wahllose Vorratsdatenspeicherung tatsächlich die Aufdeckung von Straftaten oder die Verfolgungsrate verbessert. WhizzBang unterstützt die Ansicht von EDRi, dass die Europäische Kommission empirische Beweise dafür verlangen muss, dass solche weitreichenden Maßnahmen tatsächlich notwendig sind, und weniger invasive Alternativen in Betracht ziehen muss. 
- Es gibt Alternativen
Maßnahmen wie "Quick Freeze" oder "Preservation Orders" (gezielte Anfragen zu bestimmten Ermittlungen) sind weit weniger einschneidend und können wirksam sein, ohne dass die Daten aller Personen auf unbestimmte Zeit gespeichert werden. WhizzBang stimmt mit EDRi darin überein, dass diesen Maßnahmen Vorrang eingeräumt werden sollte. 
- Bedrohungen der Online-Anonymität und verschlüsselter Dienste
Die Ausweitung der Verpflichtung zur Vorratsdatenspeicherung auf nummernunabhängige Kommunikationsdienste ("OTTs") oder die Verpflichtung zur Vorratsdatenspeicherung von Metadaten für Dienste, die auf die Wahrung der Privatsphäre ausgelegt sind (z. B. verschlüsselte Nachrichtenübermittlung, versiegelte Absender usw.), bedroht die Anonymität, das Vertrauen der Nutzer und die technische Sicherheit. WhizzBang unterstützt EDRi in der Warnung, dass der Zwang zum Verzicht auf Sicherheit und Privatsphäre die demokratischen Werte untergräbt. 
WhizzBang's Empfehlungen:
WhizzBang fordert die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und alle EU-Mitgliedstaaten auf:
- Mit dem EuGH übereinstimmen Urteile, indem sie alle nationalen Gesetze zur Vorratsdatenspeicherung aufheben oder ändern, die eine allgemeine oder unterschiedslose Speicherung von Verkehrs- oder Standortdaten über das nach den EU-Grundrechtsvorschriften erforderliche Maß hinaus vorschreiben.
- Vorschläge ablehnen für neue EU-weite pauschale Aufbewahrungspflichten, insbesondere für alle Diensteanbieter einschließlich OTTs.
- Strenge Sicherheitsvorkehrungen vorschreiben wo immer eine Vorratsdatenspeicherung oder ein Zugriff auf Daten zulässig ist: vorherige richterliche Genehmigung, strenge Definitionen des Anwendungsbereichs, minimale Datenerhebung, starke Trennung und Anonymisierung, Begrenzung der Speicherdauer.
- Weniger Prioritäten setzen in die Privatsphäre eingreifende Instrumente, wie z. B. Quick-Freeze- bzw. Aufbewahrungsanordnungen, anstelle einer umfassenden, obligatorischen Aufbewahrung.
- Eine faktengestützte Politikgestaltung forderneinschließlich unabhängiger Studien zum Nachweis der Notwendigkeit, Verhältnismäßigkeit und Wirksamkeit der vorgeschlagenen Vorratsspeicherung.
Die Botschaft von WhizzBang an die Öffentlichkeit:
Ihre Daten sind wertvoll. Was Sie online tun, mit wem Sie sprechen, wohin Sie gehen - all das kann intime Dinge über Ihr Leben preisgeben. WhizzBang glaubt, dass Sie ein Recht auf Privatsphäre und Sicherheit im Internet haben. Gesetze, die Unternehmen zwingen, Ihre digitalen Spuren für immer zu speichern, gefährden nicht nur Ihre persönliche Freiheit, sondern auch die Gesundheit der Demokratie selbst. Wir rufen jeden auf, der die Grundrechte schätzt, sich Gehör zu verschaffen: Fordern Sie, dass die europäischen Gesetzgeber die Privatsphäre schützen und nicht aushöhlen.
Iwona Szczewblewski
WhizzBang AISBL
